Sapiosexualität - Meine eigene Meinung bilden!
Was kann ich aus den vielen verschiedenen Eindrücken gewinnen, die im Verlauf der Recherche und des Interviews mit Fabian auf mich eingestürmt sind?
Die Essenz der Recherche
Zum einen:
es gibt Menschen, die sich selbst als sapiosexuell bezeichnen und die sich zusammenschließen, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Andere hingegen halten diese sexuelle Orientierung für ausgemachten Unsinn.
Zum anderen:
es gibt erste Studienergebnisse zu Sapiosexualität und ihrem messbaren Vorhandensein in der subjektiven Wahrnehmung von Menschen. Es liegt rein statistisch also durchaus im Bereich des Möglichen, dass manche Menschen von der Intelligenz eines anderen in besonders starker Art und Weise angezogen werden.
Das große ABER und die vielen Fragen
Nun jedoch das große Aber, das sich für mich ergibt: sexuelle Vorzüge, Emotionen, Gefühle für andere Menschen und ganz besonders die Liebe sind doch sehr vielschichtig. Sie lassen sich nicht ohne weiteres klar auseinanderhalten, strikt trennen und wissenschaftlich analysieren.
Oder?
Viele Wissenschaftler sind sich einig, dass dieses komplexe Zusammenspiel im menschlichen Dasein besonders schwer, wenn nicht sogar unmöglich zu entwirren ist.[1]
Diskussionsstoff und viele Fragen
Daraus ergibt sich durchaus Diskussionsstoff um die Frage, ob eine Erforschung der Sexualität, der Bindung und des gesamten Konstrukts namens Liebe mit all seinen Bedeutungen und Interpretationen überhaupt notwendig ist.
Könnte es nicht ausreichen, wenn ich mein eigenes Gefühlsleben erforsche und ich so herausfinde, was ich möchte, was ich erwarte und was ich mir für mich selbst wünsche?
Dann könnte ich die Forschungsergebnisse der Untersuchung meines Selbst nutzen, um mir für das Bestehen in unserer schnelllebigen Welt einen Partner zu suchen, mit dem ich mich ergänze und gegenseitig unterstützen kann. Als Ergebnis führen wir ein gemeinsames Leben, auf das wir am Ende gerne zurückblicken.
- Vielleicht komme ich aber auch zu dem Schluss, dass ich...
- ohne Partner leben möchte.
- Oder mit wechselnden Partnern,
- mehreren Partnern
- asexuell
- bisexuell
- homo
- hetero
- pan
- sapio
- ...
Was will ich?
Die entscheidende Frage, besonders was Sexualität und Partnerschaft angeht.
Die unbegrenzte Vorstellungskraft
Allein die Auswahlmöglichkeiten der Gender und sexuellen Orientierungen auf Dating Plattformen und die immer neuen Wortschöpfungen im Bereich Sexualität und Liebe machen doch wieder einmal deutlich, dass der menschlichen Vorstellungskraft keine Grenzen gesetzt sind.
Ist es dann notwendig, für alle diese grenzenlos vorstellbaren Möglichkeiten passende Bezeichnungen zu finden? Oder begrenzt nicht genau diese Definition des Vorstellbaren unsere sexuelle Freiheit und Selbstbestimmung, auf die so viele Menschen so viel Wert legen?
Eine philosophische Betrachtung?
Denn die sind sich über zwischenmenschliche Beziehungen uneins, seit die Menschheit in die Verlegenheit gekommen ist, sich nicht mehr vordringlich um ihr unmittelbares Überleben kümmern zu müssen.
Schlussendlich bleibt es also mir selbst überlassen, wie ich auf das Thema Sexualität und Liebe blicken möchte und was für Schlüsse ich daraus für mein eigenes Leben ziehe.
Lass die Gitarre in mir erklingen
Hinsichtlich der Sapiosexualität hat Ulrich Clement in dem Interview mit der ZEIT einen sehr schönen Vergleich verwendet, den ich hier in eigenen Worten wiedergeben möchte:
Dem kann ich nur zustimmen und bin zumindest in diesem Punkt auch mit Fabian einer Meinung – mein Gegenüber ist immer ein Individuum! Mein Gegenüber ist mehr als nur sein IQ, seine emotionale Intelligenz, sein Körper, sein Geruch, ob er ein Spiegelei braten oder mir die Relativitätstheorie erklären kann.
Es kommt auf den Gesamteindruck an, den ich als Individuum habe.